Projekt: Geflüchtete Menschen mit Beeinträchtigung

Laut der Monitoring Stelle der UN-Behindertenrechtskonvention sind geflüchtete Menschen mit Behinderungen besonders schutzbedürftig. Bei ihrer Ankunft in Deutschland wird aber der Unterstützungsbedarf behinderter Menschen weder systematisch erfasst noch berücksichtigt (laut einer Veröffentlichung des Deutschen Institut für Menschenrechte von 2018, s.u.). Projekte wie Crossroads von Handicap International versuchen durch Aufklärung und Vernetzung an der Schnittstelle von Integration und Inklusion zu unterstützen. Denn: Schätzungsweise zehn bis fünfzehn Prozent aller Geflüchteten sind Geflüchtete mit Behinderungen, die nach wie vor bei ihrer Aufnahme und Integration in Deutschland hohen Barrieren ausgesetzt sind (vgl. https://www.hi-deutschland-projekte.de/crossroads/)

Auch aktion weitblick stellt sich diesen Herausforderungen. Unser Projekt „Geflüchtete Menschen mit Lernschwierigkeiten“ startete vor anderthalb Jahren, nachdem sich in 2021 die Betreuungsanfragen für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen und Fluchthintergrund häuften. Die wichtigste und erste Frage, die sich uns dabei stellte, lautete: Können wir den Bedürfnissen dieses Personenkreises überhaupt gerecht werden?

Als Antwort wurde das Projekt ins Leben gerufen, um sich inhaltlich auf die besonderen Anforderungen im Umgang mit der genannten Zielgruppe zu spezialisieren. Besondere Schwerpunkte des Projektes sind zum Beispiel die Themen: Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), Aufenthalt, Sprache, Teilhabe und interkulturelle Kompetenzen. Diese finden sich in der gemeinsam mit dem Team und der Bereichsleitung Kreuzberg erstellten Konzeption wider.

Darüber hinaus haben wir erste Fortbildungen über kulturelle Kompetenzen und posttraumatische Belastungsstörungen organisiert. Ebenfalls implementiert ist eine spezialisierte Fachberatung, die große Erfahrung zu dem Thema Arbeit mit geflüchteten Menschen mit Lernschwierigkeiten aufweist. Sie unterstützt das Projekt von aktion weitblick bis heute und konnte uns schon oft mit hilfreichen Tipps zur Seite stehen. Das Informationsmaterial zu den Schwerpunktthemen sammeln wir in einem gemeinsamen Ordner, sodass alle Mitarbeitenden darauf Zugriff haben. Zudem steht ein Budget zur Verfügung, um technische Hilfsmittel (z.B. Geräte mit Übersetzungsapps) anzuschaffen.

“Das Projekt und der Erfahrungsaustausch bringen unsere Expertise in einem neuen Feld der Eingliederungshilfe voran“, sagt Janek Karnopp, Projektleiter von „Geflüchtete Menschen mit Lernschwierigkeiten“ bei aktion weitblick.

Derzeit leben sechs männliche Klienten mit Fluchthintergrund aus unterschiedlichen Herkunftsländern in vier verschiedenen Bereichen von aktion weitblick. Für diese Klienten wie auch die Mitarbeitenden, die mit diesen zusammenarbeiten, ist ein Treffen in Planung, um sich untereinander besser zu vernetzen. Zudem sind weitere Fortbildungen u.a. zu aufenthaltsrechtlichen Themen vorgesehen. Die Fachberatung soll auch in Zukunft mit einbezogen werden.

Seit den anfänglichen Überforderungs- und Anspannungssituationen ist viel passiert. Wir blicken auf viele Projekterfolge und Etappensiege zurück. „Dank des Projekts können wir besser auf unsere Klient*innen mit Fluchterfahrung eingehen“, beurteilt Janek Karnopp die Arbeit der letzten Jahre. „Durch das mit der Zeit angehäufte Wissen und die Expertise externer Helfer*innen fühlten und fühlen wir uns gut unterstützt.“ Die Mitarbeitenden von aktion weitblick sind damit in ihrer Arbeit besser befähigt und motivierter, den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen.

 

Weitere Links und Verweise:

https://www.institut-fuer-menschenrechte.de/fileadmin/Redaktion/Publikationen/Position_16_Gefluechtete_mit_Behinderungen.pdf

https://www.aktion-mensch.de/inklusion/recht/zugang-zum-recht/flucht-und-behinderung

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