Nach intensiver Beratung und mit großem Bedauern haben die drei Projektträger von Lotse Berlin beschlossen, für das Jahr 2026 keine weitere Förderung im Rahmen des Integrierten Sozialprogramms zu beantragen und das Beratungsangebot zum 31.12.2025 zu beenden.
Im Folgendem können Sie die Pressemitteilung der drei Projektträger zur Beendigung des Beratungsangebots von Lotse-Berlin lesen:
Projekt Lotse Berlin läuft zum Jahresende aus. Wichtige Beratungsstelle für Menschen mit Behinderung geschlossen.
Nach über 27 Jahren Tätigkeit wird das Projekt Lotse Berlin zum 31.12.2025 eingestellt. Darüber informierten die drei Projektträger – die aktion weitblick, die Lebenshilfe Berlin und die Fürst Donnersmarck-Stiftung zu Berlin – in einer gemeinsamen Erklärung.
Lotse Berlin wurde 1997 als trägerübergreifende, unabhängige Beratungsstelle gegründet, um Menschen mit körperlicher, geistiger, Sinnes- oder Mehrfachbehinderung bei der Suche nach einer geeigneten Wohn- und Assistenzform zu unterstützen. Das Projekt bot Beratung, Orientierung und Vermittlung zu allen betreuten Wohnmöglichkeiten in Berlin an und fungierte als zentrale Anlaufstelle, die entsprechende Versorgungsleistungen aller Berliner Anbieter koordinierte. Die Jahresberichte von Lotse Berlin waren wichtige Beiträge zur Wohn- und Bedarfssituation von Menschen mit Behinderung.
Umfassendes Beratungsangebot wird nicht mehr fortgesetzt
Eine wesentliche Ursache für die Einstellung des Projektes war die fehlende ausreichende Finanzierung durch die öffentliche Hand. Lotse Berlin war seit seiner Gründung mit hohen, kontinuierlich steigenden Eigenanteilen für alle Projektträger verbunden. Nachdem aufgrund der aktuellen Haushaltssituation des Landes Berlin weiterhin keine ausreichende Förderung garantiert werden konnte, mussten sich die Träger nach erfolglosen Verhandlungen dazu entscheiden, das Projekt zu beenden.
„Wir bedauern das Ende von Lotse Berlin sehr“, sagt Gabriele Bäumker, die für aktion weitblick das Projekt leitete. „Mit dem Wegfall dieser Beratungsstelle verlieren Menschen mit Behinderung eine wichtige Unterstützung bei der Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes und auf ihrem Weg zu mehr Selbstbestimmung und Inklusion.“ Durch die Schließung fällt für die Ratsuchenden, mehr als 1.000 Menschen jährlich, eine zentrale Orientierungshilfe auf dem oft unübersichtlichen Feld der Eingliederungshilfe weg. Gerade Menschen mit komplexem Unterstützungsbedarf stehen daher künftig ohne die gezielte Beratung und die Möglichkeit einer Vermittlung durch Lotse Berlin da. Das lässt befürchten, dass individuelle Bedarfe nicht mehr erkannt und gedeckt werden können – mit negativen Folgen für die Teilhabe und Lebensqualität der Betroffenen.
Land und Bezirke in der Pflicht
„In Zukunft haben das Land und die Bezirke die Aufgabe, ihren gesetzlichen Verpflichtungen nachzukommen und passende Unterstützungs- und Assistenzangebote für die leistungsberechtigten Berlinerinnen und Berliner zu suchen. Ein vergleichbares Projekt wie Lotse Berlin wird aller Voraussicht nach nicht mehr so schnell entstehen“, erklärt Leopold von Bredow, Geschäftsführer der Fürst Donnersmarck-Stiftung.
Die Projektträger danken insbesondere den Mitarbeitenden von Lotse Berlin, den Kooperations-partnern und dem Lotse-Beirat für ihr Engagement und das jahrelang entgegengebrachte Vertrauen. Alle drei Projektträger werden weiterhin niedrigschwellige, barrierefreie Assistenzangebote für Menschen mit Behinderung betreiben und sich aktiv für eine inklusive und bedarfsgerechte Wohnsituation einsetzen. Dafür werden sie weiter ihre Anliegen in die politische Diskussion einbringen, um nachhaltige Verbesserungen zu erreichen.
Die gemeinsame Erklärung der drei Träger aktion weitblick – betreutes wohnen – gGmbH, Fürst Donnersmarck-Stiftung zu Berlin und Lebenshilfe gGmbH finden Sie hier.